EU-Regulierung: Was kommt noch auf die Lederbranche zu?
In der Lederbranche liest man immer wieder Schlagworte wie „REACH“, „PFAS“ oder „Bisphenole“ – doch viele kleinere Brands fragen sich: Was bedeutet das konkret für mein Unternehmen? Welche Regulierungen stehen wirklich bevor, und wie kann ich sicherstellen, dass ich weder juristisch noch wirtschaftlich überrascht werde?
In diesem Blog schauen wir uns die aktuellen Entwicklungen in der EU-Chemikalienregulierung an - besonders solche, die für kleinere Marken, die Lederwaren herstellen lassen und vertreiben, relevant sein könnten. Und geben dir praktische Hinweise, wie du dich vorbereiten kannst.
Was ist REACH?
REACH steht für Registration, Evaluation, Authorisation and Restriction of Chemicals – also Registrierung, Bewertung, Zulassung und Beschränkung von Chemikalien in der EU. Kurz gesagt: REACH sorgt dafür, dass Chemikalien sicher für Mensch und Umwelt verwendet werden. Auch wenn du Chemikalien nicht selbst herstellst oder einkaufst, bist du als Brand dafür verantwortlich, dass die in deinen Produkten verwendeten Stoffe REACH-konform sind – z. B. in Gerbstoffen, Färbungen oder Imprägnierungen.
Was du tun kannst: Frage bei deinen Lieferanten nach, ob sie die von ihnen verwendeten Chemikalien als REACH-konform bestätigen können, und lass dir Sicherheitsdatenblätter (SDS) oder Konformitätsnachweise geben. Wenn die Gerberei keine Infos herausgibt, solltest du das in der Lieferantenauswahl berücksichtigen: Gerbereien, die chemisch transparent arbeiten, sind langfristig zukunftssicherer.
Was sind PFAS?
PFAS – Per- und Polyfluoralkylsubstanzen – sind extrem beständig, bauen sich kaum ab und sammeln sich sowohl in der Umwelt als auch im menschlichen Körper an. Welche langfristigen Folgen das hat, ist noch nicht vollständig erforscht.
Für Brands relevant: PFAS können in Beschichtungen, Lederimprägnierungen oder Veredelungen vorkommen. Kommen sie künftig unter EU-Beschränkungen, müssen bestimmte Formulierungen angepasst oder ersetzt werden.
Was sind Bisphenole?
Bisphenole, wie z. B. Bisphenol A (BPA), werden oft als Weichmacher oder Stabilisatoren in Kunststoffen eingesetzt. Sie können hormonähnlich wirken und gesundheitliche Auswirkungen haben, etwa auf die Fortpflanzung oder den Stoffwechsel. Die EU hat BPA bisher vor allem für Lebensmittelkontaktmaterialien geregelt. Eine generelle EU-Verordnung, die alle Lederwaren betrifft, gibt es nicht.
Wichtig für kleinere Brands: Zertifizierungen wie OEKO‑TEX haben im April 2025 ihre Grenzwerte für BPA verschärft und fordern mehr Transparenz in der Lieferkette. Das zeigt den Trend: Chemikalien mit möglichen Gesundheitsrisiken werden stärker kontrolliert.
Für dich bedeutet das: Es geht auch anders. Leder kann ohne toxische Chemikalien behandelt werden und bleibt trotzdem haltbar, schön und funktional. Wer heute auf sichere, schadstofffreie Alternativen setzt, ist langfristig rechtlich und ökologisch auf der sicheren Seite.
Warum gerade kleine Unternehmen aufmerksam sein sollten
Für große Hersteller sind regulatorische Änderungen meist „Business as usual“. Für kleine und mittlere Marken sieht das jedoch ganz anders aus: Sie verfügen selten über eine eigene Chemie- oder Compliance-Abteilung und haben wenig Zeit und Know-how, um sich in komplexe Regulierungsthemen einzuarbeiten. Gleichzeitig haben sie meist nur begrenzten Einfluss auf ihre Gerbereien und die eingesetzten Chemikalien. Auch Zertifizierungen und Marktzugang stellen eine Herausforderung dar: Der OEKO‑TEX Leather Standard ist noch sehr verbreitet, während LWG häufig nur die Gerberei prüft, nicht jedoch den Schadstoffgehalt des fertigen Leders.
Was kleine Brands tun können:
Alles auslegen und dokumentieren: Sammle alle verfügbaren Informationen – Verträge, Sicherheitsdatenblätter, Lieferanteninfos.
Lieferanten befragen: Versuche, so viele Infos wie möglich über die verwendeten Chemikalien zu erhalten.
Stichproben prüfen lassen: Einzelne Lederproben auf relevante Schadstoffe analysieren.
Transparenz fördern: Standards wie ZDHC können helfen, den Überblick zu behalten.
Unterstützung einholen: Wir helfen dabei, Lieferketten zu analysieren, Risiken einzuschätzen und praktikable Massnahmen umzusetzen.
Wenn du wissen möchtest, wie dein Unternehmen auf die neuen EU-Regulierungen vorbereitet werden kann – von Lieferkettenanalyse über Chemikalien-Check bis zur Umsetzung praktikabler Lösungen – dann melde dich bei uns. Wir unterstützen dich direkt, konkret und praxisnah, helfen beim Analysieren, Bewerten und Einführen sicherer und transparenter Prozesse.
